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Adam, eine Altlast

Adam hat gesündigt, und seither sündigen alle, ob bewusst oder unbewusst. Die Sünde Adams hat den Tod verursacht. Was machen wir Christen mit dieser Altlast Adams, denn auch uns ist weder die Sünde noch der Tod erspart? Wir sündigen und wir sterben.

 

Der Tod ist nicht einfach der Tod, sagt uns die Heilige Schrift. Im Buch der Offenbarung finden wir zwei Stellen, die von zwei verschiedenen Arten von Tod sprechen. (vgl. Offb 20,6 und 21,8)

Wir kennen alle den physischen Tod am Ende unseres Lebens hier in Raum und Zeit. Viele Menschen, auch Christen, stellen sich vor, dass man irgendwann einfach seinen letzten Atemzug macht und dann ist man tot, ohne Bewusstsein von sich selbst und seinem gelebten Leben. Man löscht einfach aus.

Das ist ganz sicher nicht so. Die Ahnung von einem Leben darüber hinaus ist tief in unserem Unbewussten lebendig. Auch gibt es kaum eine Kultur ohne Ahnenkult in irgendeiner Form. Die Berichte von Nahtoderfahrungen zeigen, dass unser Bewusstsein offensichtlich nicht an den Leib gebunden ist. Aber ohne Leib können wir nicht mehr kommunizieren, wir sind dann nicht mehr dabei. Diese Trennung nennen wir den Tod, den ersten Tod.

Unser Leben ist nicht nur zeitlich durch diesen Tod begrenzt, die Begrenzung prägt unser ganzes Sein und auch unser Bewusstsein.

Wir kommen zur Welt und wissen ganz einfach nichts: Wer wir sind und was uns ausmacht. Wir sind den Gesetzen dieser Schöpfung unterworfen, eingewoben, ohne sie zu kennen.

Als Neugeborene sind wir pure Hilflosigkeit und Abhängigkeit, angewiesen auf liebevolle Menschen, die uns versorgen, nähren, die Welt erklären, damit wir werden können. Wir wachsen in eine Lebensaufgabe hinein, erreichen den Zenit unserer Kraft und so ab vierzig geht es mit den Kräften abwärts. Wir werden alt, gebrechlich, manche hilflos wie in den ersten Lebenstagen.

Es gibt Menschen, die ihr Potenzial entfalten konnten, die sich freuen über ihr gelungenes Lebenswerk, über Kinder und Enkel und über das gebaute Haus, andere stehen vor einem Scherbenhaufen, sind vernichtet, gebrochen, physisch oder psychisch krank oder böse und kriminell geworden.

Doch all das ist nicht entscheidend. Nur das Eine zählt: Ob wir in dieser begrenzten Weltzeit die Chance nutzen, in das wahre Leben hineinzukommen das Gott uns wieder schenken will, ohne Tod und ohne Begrenztheit. Das ist die «frohe Botschaft» und das ist die Gerechtigkeit, denn zu diesem Leben gibt es keine Zugangsbeschränkungen.

Wir können das Leben hier als eine Art Therapiestation betrachten. Durch die Wahrheit, die Christus ist, sollen wir die rettende Entgiftungskur machen mit dem Ziel, eines Tages als geheilt entlassen zu werden. Das Entlassungsdatum legt Gott fest, es ist unsere Todesstunde. Als Geheilte werden wir hineingenommen in das Ereignis der Auferstehung Christi.

Im Buch der Offenbarung heisst es dazu: «Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht;» (Offb 20,6)

Das Gefährliche ist der zweite Tod. Er ist die Frucht einer vergifteten Geisteshaltung, die bewusst und willentlich definitiv verweilen will im Bösen, in der Lüge, im Unglauben, in der Gier und im Stolz, im Lasterhaften und Zerstörerischen, oder einfach in der Sattheit und Gleichgültigkeit, in der Lauheit. Im Buch der Offenbarung heisst es dazu:

«Die Feigen aber und Ungläubigen und Frevler und Mörder und Hurer und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner, deren Teil wird in dem Pfuhl sein, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod. (vgl. Offb 21,8)

Im Mittelalter hat man diese Aussagen anschaulich und drastisch gemalt, heute wissen wir um ihre innere Wirklichkeit als seelisches, geistiges Leiden, das brennt, das man erleidet, in dem man gefangen ist. Wir kennen viele Redewendungen, die davon erzählen: Etwas stinkt zum Himmel, jemand steckt im Morast und Sumpf der moralischen Verkommenheit, es gibt die Kriegs- oder Ehehölle, usw.

Niemand gerät aus Versehen in diesen zweiten Tod, er ist eine Entscheidung des Menschen, eine definitive Verweigerung der Therapie, der Heimkehr in die Dynamik der Liebe.

Wenn wir von Erbarmen, Heilung und Erlösung sprechen, bekommen diese Begriffe erst ihr Gewicht, wenn wir sie in diesem Zusammenhang erkennen: Gott erlöst uns vom Tod. Vom ersten und vom zweiten Tod. Das grosse Heilmittel ist die charis, die Christus uns vom Himmel bringt, die überströmende Schönheit, Gutheit und Wahrheit Gottes, damit das mit dem Tod endlich vorbei ist.

 

Römer 5,12-15

Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.

Sünde war schon vor dem Gesetz in der Welt, aber Sünde wird nicht angerechnet, wo es kein Gesetz gibt;

dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht wie Adam durch Übertreten eines Gebots gesündigt hatten;

Adam aber ist der Typus, der auf den Kommenden hinweist.

Doch anders als mit der Übertretung verhält es sich mit der Gnade;

sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheimgefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist,den vielen reichlich zuteil geworden.

 

SEQUENTIA – Abendgebet vom 25. Juni 2023, Kloster Fahr

Bild: Adams Tod, Piero della Francesca

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Liebe Pia,
    probier täglich wahrhaftiger zu leben.Der grösste Widersacher ist immer mein eigenes EGO.Euer Nationalheiliger, Bruder Claus, hat da ein probates Heilmittel gefunden, indem er betet:“Herr, mach mich ganz zu eigen dir“,was wohl bedeutet:“Nimm mir mein narzistisches ICH und schenk mir dein heiligmachendes.“

    Herzliche Grüße

    Günther

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