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ÖKUMENE – ein neues Zusammenspiel​

Heute beginnt etwas Neues. Eine gewachsene Gruppe, die bisher an der Liebfrauenkirche siebzehn Jahre lang dieses Abendgebet gesungen hat, verbindet sich mit einer Gruppe von Frauen und Männern, die sich als Stadtkloster Zürich ökumenisch auf den Weg gemacht hat, zu einem Zusammenspiel.

Wenn zwei lebendige Organismen sich verbinden, entsteht eine neue Dynamik. Dynamik kommt vom Griechischen dynamis und ist die Bezeichnung für den lebenschaffenden Geist Gottes.

Die dynamis Gottes ist Bewegung, Leben. Wenn wir das Wort Gottes singend-betend zum Klingen bringen, entsteht eine Schwingung, die Leib, Seele und Geist eint. Wir werden eins mit uns selber, ganz. Es entsteht Freude.

Wenn wir als „Ich“ eine lebendige Einheit sind, wird das Zusammenklingen mit dem Du möglich.

Es entsteht eine Einheit durch Verschiedenheit, Einheit in Polarität: Freude.

Ein schönes Bild dafür ist der Tanz:

Wenn wir uns von einer Musik bewegen lassen zum Tanz, bringen wir unser ganzes Sein zum Ausdruck. Die Bewegung wird Hingabe an die Musik, an den andern – und darin erfüllt sich unser Leben.

Einheit entsteht aus Bewegung

Wir haben uns von Gott bewegen lassen und sind nun dabei, mit unseren unterschiedlichen Traditionen, Prägungen und Erfahrungen in ein Zusammenspiel zu kommen.

Damit das möglich wird, werden wir gemeinsam Hören auf das, was uns von Gott her zukommt, vom Himmel her. Denn der Himmel ist die Matrix der neuen Schöpfung. Das hat uns Christus gelehrt im Gebet:

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Im Zusammenspiel von Himmel und Erde, von Leib-Seele-und Geist, von Ich und Du wollen wir uns öffnen für die Verheissungen Gottes.

Die Einheit in der dynamis

Christus hat uns zwei grosse Themen der Verheissung genannt:

Die Fülle des Lebens und das Einssein.

Das gehört untrennbar zusammen.

Dieses Einssein ist etwas Geheimnisvolles. Es meint die Einheit der ganzen Schöpfung, wie sie im Anfang von Gott gedacht ist, in der jedes Geschöpf in seiner Einmaligkeit zusammenklingt mit dem Ganzen; es meint: Gott in allem und alles in Gott. Totaler Zusammenklang in Differenz.

Ökumene heisst also, sich auf den Weg machen zu diesem Einssein.

So hat es auch der grosse Theologe Yves Congar gesehen, der im Zusammenhang mit dem 2. Vatikanischen Konzil ganz neue Sichtweisen von Christsein und von Kirche ins Spiel gebracht hat.

Für ihn war das Ziel der Ökumene „die Fülle der Gaben Christi“, dass wir Christen „die Kinder der Fülle“ sein sollen.

Das „Katholische“ war für ihn keine Konfession, sondern Ausdruck dieser Fülle, Ausdruck des Umfassenden. Sein Denken ging über das Konfessionelle hinaus.

„Es geht nicht darum, ein bestimmtes System durchzusetzen, sondern dem christlichen Leben zur Fülle der Gemeinschaft zu verhelfen, zu der es bestimmt ist.“ (111)

Das Systemdenken kann dann überwunden werden, wenn wir „es wagen, zu den hinter allen Systemen liegenden Fragen zu gehen, zu den Quellen des Lebens, die allem, was wirklich lebt, gemeinsam sind. Würden wir dann nicht viel öfter, als wir denken, feststellen, dass wir die ganze Zeit mit einem Bruder oder einer Schwester unterwegs waren? (116)

Ökumene ist für Congar kein kirchliches Spezialgebiet, sondern eine umfassende Bewegung der Umkehr und der Reform, die das Leben aller Gemeinschaften in gleicher Weise betrifft. (vgl. 112)

Die Fülle in der Einheit.

So sind wir hier, um uns gemeinsam auf den Weg zur Fülle des Lebens zu machen, im Hören auf die Musik des göttlichen Wortes:

Welche Inspiration wird uns gegeben?

Was berührt uns und bringt uns in Bewegung?

Was führt uns aus der Zerrissenheit in die Einheit mit uns selbst, mit dem Du?

Wir wollen uns einüben im Zusammenspiel von Einheit und Differenz.

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