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Das Wort ist mehr als ein Wort

(Röm 10,8-13)

 

Wir sind in unserem Alltag umgeben von Worten, die aber nichts mit uns zu tun haben. Sie sind wie Wassergeplätscher.

Wenn aber ein Mensch, den wir lieben, etwas zu uns sagt, gehen uns seine Worte zu Herzen. Wir sind geneigt, ihm zu glauben, weil wir uns mit ihm verbunden fühlen. Wir spüren, dass sein liebendes Erkennen uns „gerecht wird“, dass er es gut mit mir meint. So haben seine Worte eine grosse Wirkung. Sie können uns bestätigen, zum Leben wecken, weil wir in Liebe angeschaut werden.

So ist es auch bei Menschen, auf die wir angewiesen sind, denen wir vertrauen sollen: Lehrer, Vorgesetzte, Menschen, die Führungsaufgaben wahrnehmen.

Wir können aber auch erfahren, dass Menschen, die uns viel bedeuten oder auf die wir angewiesen sind, Worte sagen, die wie Beton auf unsere Seele fallen, uns zermalmen; Worte, die uns den Atem nehmen; Worte, die wirken wie Gift, das uns ins Herz gespritzt wird, als Lieblosigkeit, Kälte, Härte, Geringschätzung, Gemeinheit, Lüge, Zorn, Agression, Überheblichkeit.

Dann haben sie eine Zerstörungskraft wie nichts sonst in der Welt.

Auch Worte, die wir nicht sagen, können krank machen, verhungern lassen: Nicht ausgesprochene Worte der Zärtlichkeit, der Liebe, des Verstehens und des Vergebens.

Unsere menschlichen Worte sind eine Wirkmacht.

Wir können mit Worten einen Menschen töten. Ihn so zerstören in seiner Würde und in seinem Wert, dass er krank wird und seine Identität verliert. Das kann geschehen allein schon dadurch, dass wir ihn in seinem Wesen nicht erkennen, ihm nicht gerecht werden. Am schlimmsten wirkt sich das aus in der frühen Kindheit.

Worte transportieren das, was verborgen in unserem Innern lebt, nach aussen, zum andern. Worte offenbaren unsere Geisteshaltung. Und für unsere Geisteshaltung sind wir verantwortlich.

Nun lesen wir heute im Römerbrief von einem Wort, das eine besondere Wirkmacht hat, das uns nahe ist, das uns entspricht, das uns zu Herzen geht.

Wenn Paulus hier sagt: „Das Wort“, so meint er einen komplexen Zusammenhang: Er meint zuerst einmal Christus, der das fleischgewordene Wort Gottes ist, wie es uns im Johannesevangelium gesagt wird.

Christus ist sozusagen das Medium des unsichtbaren Gottes. Er transportiert den verborgenen Gott in unsere Wahrnehmung, er offenbart ihn. Deshalb ist Christus als Gott-Mensch die umfassende Botschaft. Doch dabei bleibt es nicht. Er sorgt dafür, dass diese Botschaft zur vollen Wirkung kommt: Mein Vater und ich werden kommen und in ihm wohnen. Deshalb ist „das Wort“ also jetzt in unseren Herzen.

Seine Botschaft lautet: Du sollst leben als einmaliger Mensch, denn ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du sollst nicht sterben. Du sollst neue Schöpfung werden. Du sollst Anteil erhalten an meiner ganzen Lebensfülle.

Diese Botschaft hat eine einmalige Wirkmacht. Denn sie entspricht unserer Sehnsucht, unserem abgesunkenen „Wissen“, wozu wir geschaffen sind. Christus ist „der Herr“, der das verwirklichen kann, weil er als Gott-Mensch die Dynamik der Schöpfung verändert hat. Er hat alle Negativ-Botschaften umgeschrieben und durch sich eine Matrix geschaffen, an der wir uns orientieren und so die destruktiven Botschaften entlarven und wirkungslos machen können.

Christus hat die Wirklichkeit Gottes und unsere menschliche Wirklichkeit wieder miteinander verbunden und einen Austausch des Lebens möglich gemacht. Deshalb ist er „der Herr“, weil er der ist, der dazu die Lebensmacht hat. Die Geisteshaltung der Liebe. Den liebenden Blick. Er holt, was unter dem Beton erschlagen ist, hervor und gibt ihm die Ewigkeitsgestalt. Er reanimiert, was leblos geworden ist und haucht ihm neuen Atem ein. Er ersetzt das getötete Herz mit einem neuen.

„Wer mit dem Herzen glaubt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen!“ sagt Paulus. Wer dieser Botschaft in seinem Herzen Raum gibt, in dem wird sie alle andern Botschaften, die unerleuchtete und unverständige und lieblose Menschen uns gesendet haben, überformen, sie wird uns gerecht und sie beschenkt uns mit dem Reichtum Gottes.

Das Wort ist dir nahe.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Liebe Pia Maria
    soeben habe ich deine WORTE ausgedrückt: Das Wort ist mehr als ein Wort.
    Morgen reise ich nach GRAZ – zu einem Symposium „SORGEKULTUR“ – und werde deine Worte im Zug lesen und verkosten…die Reise ist ja weit…
    Von ganzem Herzen wünsche ich dir einen gesegneten Tag.
    Kommst du am 23. April auch ins Kloster Fahr zum Theater?
    liebe Grüsse
    cécile

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